Berlin, Berlin,… digital nach Berlin

Im Jubiläumsjahr von „Jugend debattiert“ reisen wir nicht in Präsenz zu den Bundesfinaltagen von „Jugend debattiert“, aber auch 2021 hat das Illtal-Gymnasium Landessieger beim bundesweiten Wettbewerb.

„29. August 2020. Mehrere Hundert Menschen versuchen den Reichstag in Berlin zu stürmen. Ihre Farben: Schwarz – Weiß – Rot“, mit diesen Worten eröffnet Raphael Ihme (10c) vom Illtal-Gymnasium Illingen die Finaldebatte des Landesentscheides „Jugend debattiert“ in der Altersgruppe 2. Es braucht bloß diese drei prägnanten Aussagen, um die Zuschauer trotz des digitalen Formats in den Bann zu ziehen, in den Bann einer sehr starken Debatte zur Frage „Soll die Reichskriegsflagge verboten werden?“
Raphael debattiert zusammen mit Lennart Neumann (11SCR), ebenfalls vom IGI, pro eines solchen Verbotes.

Beide punkten nicht nur bei den zugeschalteten Fans des IGI, nein, auch die Fachjury aus externen Experten zeigt sich begeistert von der Finaldebatte unserer Schüler: Lennart und Raphael überzeugen durch Eloquenz und Gesprächsfähigkeit und beweisen Übersicht über die Argumente der Gegenseite. Beeindruckt zeigt sich die Jury aber vor allem hinsichtlich der fundierten historisch-politischen Kenntnisse über die Geschichte der Reichskriegsflagge: von deren grundsätzlich negativer Konnotation durch Kolonialismus und Militarismus über ihre Funktionalisierung für antidemokratische Kräfte in der Weimarer Republik bis hin zur heutigen Verwendung durch rechtsradikale Systemgegner.
In der anspruchsvollen und insgesamt stark geführten Debatte beleuchten die vier Finalisten daneben viele weitere Facetten des Themas und gelangen bis ans Herzstück der Problematik: Stärkt oder schwächt ein Verbot eine Gruppierung? Löst das Flaggenverbot das Problem oder ist es nicht vielmehr wirkungslose Symbolpolitik? Gerade Lennart zeigt hierbei überzeugend auf, dass auch – oder dass gerade – symbolisches politisches Handeln den Unterschied in einer Gesellschaft machen kann, weil sich hier ein deutliches Statement gegen die hinter dem verbotenen Symbol stehende Gruppierung ausdrückt, nämlich dass die Gesellschaft mit einem solchen Flaggenverbot eine klare Linie gegen Rechtspopulisten formt: Nimmt man Demokratiefeinden ihre Symbole, schwächt man ihre Inszenierung und damit sie und bezieht klare Gegenposition. Man verteidigt, wenn auch symbolisch, die eigenen demokratischen Werte. Mit diesen und vielen weiteren starken Argumenten entscheiden die beiden Pro-Redner die Debatte am Ende für sich: Lennart Neumann wird Landessieger, Raphael Ihme Zweitplatzierter der Altersgruppe 2.
Beide gewinnen die Teilnahme am Landessiegerseminar der Hertie-Stiftung sowie an der Bundesfinalqualifikation im Juni, welche jeweils digital durchgeführt werden, weil die Pandemie keine Präsenzveranstaltungen mit Teilnehmer_innen aus ganz Deutschland zulässt. Wir gratulieren voll Stolz zu überzeugenden Debatten und fiebern auch am 9.6.2021 virtuell mit.

Hintergrund:

Am Donnerstag, den 6.5.2021, fand digital der 20. Landesentscheid „Jugend debattiert“ statt. Vom Illtal-Gymnasium hatten sich gleich drei Schüler_innen über den Regionalentscheid qualifiziert: Sarah El-Massri (8abd) in der Altersgruppe 1 sowie Raphael Ihme (10c) und Lennart Neumann (11SCR) in Altersgruppe 2. Alle Debattant_innen mussten drei Themen vorbereiten, zunächst morgens zwei Qualifikationsdebatten durchlaufen, um es bestenfalls dann ins Finale ihrer Altersgruppe zu schaffen. Dass gleich zwei IGIaner hier auf dem Podest landeten, macht die ganze Schulgemeinschaft stolz. Jetzt heißt es virtuell: „Berlin, Berlin…“
(Scherer)

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